Von Christina Weidmann

Transparente Lieferketten: Woher kommen unsere Kristalle?

Eine der häufigsten Fragen, die wir in unserem Laden gestellt bekommen: Woher kommen eure Steine und wer hat sie verarbeitet?


In Kürze: Statt auf Massenproduktion zu setzen, beziehen wir fast jeden Stein aus einer anderen Region, zum Beispiel aus Minas Gerais in Brasilien, Navajun in Spanien, oder der Nordwest-Küste von Madagaskar. So gehen wir sicher, dass Lieferketten kurz bleiben und wir die bestmögliche Qualität, mitunter in sehr kleiner Quantität, anbieten.

Nach vielen Jahren in dieser Branche sind wir Expertinnen im Sourcing und zeigen euch gerne, woran man erkennt, dass Kristalle mit Bedacht beschafft wurden.

Kurze Lieferketten vs. Outsourcing

So läuft es leider häufig, sollte es aus unserer Sicht aber nicht: Rohsteine aus Brasilien oder Madagaskar an den Hafen verschiffen, um sie zur Weiterverarbeitung nach China zu schicken und von dort aus in die Welt. Diese Art der Produktion schadet der lokalen Wirtschaft, weil es einen wichtigen Teil der Wertschöpfungskette, das Handwerk, aus dem Ursprungsland der Steine entreißt. Zudem schadet es der Umwelt, weil Kristalle zwischenverschifft und zwischengelagert werden und lange Lieferwege hinter sich haben.

Wir beziehen deshalb nur von Händlern, die im Herkunftsland schleifen und weiterverarbeiten. Mit Ausnahme einer deutschen Edelsteinschleiferei, von der wir ein paar ausgewählte Stücke in besonderer Qualität beziehen. Eine der wenigen Kristalle, den wir aus China beziehen, wird auch genau dort gefunden: Regenbogenfluorit stammt heute vorrangig aus der Shangbao Mine in Hengyang, weshalb wir diesen Kristall auch in China weiterverarbeiten lassen.

Mit ein bisschen Übung kannst du Kristalle aus Massenproduktion selbst erkennen. Der optische Unterschied ist gravierend: So möchte man in der Massenproduktion vor allem Gewicht und Größe einheitlich halten. Kristalle in vielen verschiedenen Farben, die eigentlich an verschiedenen Orten der Erde weiterverarbeitet werden sollten, sehen so alle recht gleichförmig aus. Im Gegensatz hierzu steht bei handwerklich weiterverarbeiteten Steinen die individuelle Form im Vordergrund. Je gleichförmiger also alle Spitzen, Kugeln und Formen aussehen, desto wahrscheinlicher ist ein Sourcing aus Massenproduktion. Direktkontakte vs. Zwischenhändler Wann immer es möglich ist, nutzen wir beim Kauf unserer Kristalle Direktkontakte. Wir kennen oft nicht nur die Händler, sondern auch ihre Familien persönlich. In manchen Ländern, zum Beispiel in Madagaskar, arbeiten wir bewusst mit einem Zwischenhändler, der regelmäßig ins Land fährt, um Stücke persönlich auszusuchen. Einer unserer Importeure lebt 8 Monate im Jahr in Madagaskar und 4 Monate in Frankreich – wir beziehen von ihm einige unserer schönsten Stücke und suchen sie uns bei ihm vor Ort persönlich aus.

Transparente Quellen

Auf Nachfrage können seriöse Shops die Fundorte ihrer Kristalle nennen – manchmal werden sie ihre genauen Quellen aber schützen wollen, daher solltest du Verständnis dafür haben, wenn sie dir den genauen Bezugspunkt nicht nennen. Eine Region oder eine Mine und den Weg der Weiterverarbeitung sollten sie dir aber nennen können. So kommen unsere Coelestine zum Beispiel über einen erfahrenen Importeur aus Deutschland aus der Sakoany-Mine in Madagaskar und wurden im Land der Herkunft verarbeitet. Den Fundort, die Region und das Importland nennen zu können, ist für uns ein wichtiger Indiz für verantwortungsvolles Sourcing.

Faire Kristalle

Mittlerweile ein viel gelesener Marketing-Slogan: “100 % fair” oder “ethically sourced” – wie viel steckt dahinter? Wenn ein Händler mit solchen Statements um sich wirft, sollte er zumindest die oben genannten Punkte einhalten, also zum Beispiel nicht alle Kristalle von einem einzigen Zwischenhändler in Deutschland beziehen, oder brasilianische Kristalle in China verarbeiten lassen. Im besten Falle beteiligt sich der Händler zudem aktiv an Rekultivierung, unterstützt Familienunternehmen oder von Frauen geführte Minen. Soziales Engagement sollte aber nicht über individuelle Verantwortung hinwegtäuschen: Besser, als beschädigte Ressourcen durch Spenden oder Rückvergütungen wieder aufzubauen, ist es, sie von Anfang an zu schonen. Da es in unserer Branche kein unabhängiges Zertifikat für fairen Handel gibt, bist du als Verbraucher gefragt, Werbeaussagen wie “faire Kristalle” kritisch zu hinterfragen. Die Chancen, dass sich ein Händler, der künstlich behandelte Steine, Massenware aus Fernost, oder ein komplett standardisiertes Sortiment anbietet, die Mühe gemacht hat, bei den Quellen genau hinzusehen, ist aus unserer Sicht verschwindend gering. Wir verzichten bewusst auf diese Art der Werbeaussage und fragen uns lieber, was hinter diesen Begriffen stehen sollte und wie wir verantwortungsbewusst im internationalen Handel agieren.

Crystal Guide